Fachtagung „Platt in de Pleeg“ setzt neue Maßstäbe für Regionalsprache

Heinrich Siefer: „Plattdüütsch is en Kompetenz!“
Heinrich Siefer: „Plattdüütsch is en Kompetenz!“

Altenpflegekräfte, Betreuungskräfte, Mitarbeiter aus Krankenhäusern und Berufsschullehrer lauschten bei der von Lüneplatt und Niedersächsischer Landesschulbehörde veranstalteten Fachtagung den Referenten, die über Konzepte und Erfahrungen im Umgang mit Plattdeutsch in Pflege- und Gesundheitsberufen berichteten. Heinrich Siefer, Dozent an der Katholischen Akademie Stapel-feld und Mitglied des Bundesrates für Niederdeutsch beim Bundesinnenminis-terium, berichtete aus dem Demenzzentrum Molbergen: Hochbetagte Menschen, die auf Hochdeutsch nicht mehr ansprechbar sind, öffnen sich wieder und werden wieder ansprechbar, wenn die Pflegekräfte sich in ihrer niederdeutschen Muttersprache an sie wenden. Das früher missachtete Platt müsse als besondere Kompetenz des Pflegepersonals gewürdigt und – wenn nicht vorhanden – auch aufgebaut werden, um den Bewohnern gerecht zu werden. Das Annehmen der Sprache bedeute, dass die Identität der Bewohner respektiert werde, denn kaum etwas sei so sehr Teil der Identität wie die Muttersprache. Durch die vertraute Sprache entstehe somit Geborgenheit. Diese Bestrebungen werden auf EU-Ebene unterstützt im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Sprachencharta:  Jeder Mensch habe das Recht auf seine eigene Sprache, unter ausdrücklichem Einschluss der sogenannten kleinen Sprachen, zu denen in Niedersachsen Plattdeutsch und Saterfriesisch zählen.

Hella Einemann-Gräbert, die an der Altenpflegeschule/BBS Wildeshausen unterrichtet, stellte ihr Plattdeutsch-Curriculum für die berufliche Bildung vor: Zum einen werden die Schülerinnen und Schüler ein Jahr lang auf Plattdeutsch im Fach Altenpflege unterrichtet, zum anderen erhalten sie in dieser Zeit Plattdeutsch-Sprachunterricht. Wie die als Film eingespielten Beispiele zeigten, können die Schüler dadurch zwar nicht fließend Plattdeutsch sprechen, aber Kontakt zu ihren Patienten unter Einbezug des Plattdeutschen aufbauen.

Die Veranstalter, der Verein Lüneplatt e.V. und die Berater für Niederdeutsch an der Landesschulbehörde Wiebke Erdtmann und Heiko Frese freuten sich sehr über die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer aus der Kulturbäckerei, die sich bestärkt und motiviert durch neue Sichtweisen auf das Sprachgefüge in der Altenpflege fühlten. Ermöglicht wurde die Fachtagung durch eine Zuwendung der Sparkassenstiftung Lüneburg.

 

Um Bemühungen auch in unserer Region zu unterstützen und den Pflegekräften einen Basiswortschatz an die Hand zu geben, hat der Verein Lüneplatt Broschüren für „Plattdüütsch in de Pleeg“ aufgelegt. Die erste Auflage ist bereits vergriffen, die zweite erhältlich beim Plaggenhauer-Verlag unter www.plaggenhauer.de oder bei Lüneplatt unter info@lueneplatt.de.